Nach langer Absenz kommen so langsam der Glamour und das Filmpremierenfieber zurück in die deutsche Hauptstadt. Keine 24 Stunden nachdem Jared Leto höchstpersönlich seinen neuen Film „Morbius“ dem Publikum vorgestellt hat, durfte Berlin am Dienstag, zwei Tage vor dem deutschen und deutlich vor dem US Kinostart, gleich fünf Hollywoodgrößen zur Premiere von „Ambulance“ am Zoo Palast empfangen. Film plus Kritik war beim Filmtalk und am roten Teppich dabei, wo Regisseur Michael Bay, Produzent Bradley J.Fischer und die Schauspieler Jake Gyllenhaal, Yahya Abdul-Mateen II sowie Eiza González ausgiebig Rede und Antwort standen.

von Madeleine Eger aus Berlin

Michael Bay und seine Crew waren sichtlich gut gelaunt, als der mit Spannung und Vorfreude erwartete Filmtalk zu „Ambulance“ etwas verspätet im Ritz Carlton am Potsdamer Platz begann. Die Fragen dazu konnten vorab eingereicht werden und angesichts der rasanten Action in dem nie stillstehenden kleinen Set des Krankenwagens im Film ist die Neugier natürlich groß, welche Herausforderungen der Dreh darstellte, welche Erfahrungen Gyllenhaal, Gonzáles und Abdul-Mateen II machten und was sie besonders beeindruckt hat.

Zunächst sprach Bay von den fast offensichtlichen Dingen, mit denen die Crew in dem beschränkten Raum des „Biests“, wie er den Krankenwagen aufgrund seiner Zugkraft und Geschwindigkeit nennt, unweigerlich zu kämpfen hatten – eine verletzte Schulter bei Gyllenhaal, das Hineinkrachen ins Armaturenbrett und Kopfstöße standen scheinbar so ziemlich für jeden der Agierenden auf der Tagesordnung.

Neben der körperlichen Herausforderung war aber auch die Koordination von bis zuweilen sieben Personen gleichzeitig auf engstem Raum ein Kraftakt, der für Durcheinander, Herzklopfen und Spaß am Set sorgte: „Da ist dieser Moment wo Michael (Bay) unter meinem Bein ist, während ich mich an der Wand festhalte, Jake hinfällt, mit seiner Waffe über dem Kopf […] und Yahya durch LA rast und man mit einer völlig neuen Herausforderung konfrontiert ist “, erzählte Eiza González lachend. Daneben habe sie sich viel mit einer echten Rettungssanitäterin ausgetauscht, um ihre Rolle so authentisch wie möglich zu gestalten. Gerade in Zeiten der Pandemie, wo die medizinischen Erstversorger Großartiges geleistet haben, haben diese eine akkurate Darstellung der Realität und den vollsten Respekt sowie Hochachtung der Schauspieler verdient – darin sind sich nach den eindrücklichen Dreharbeiten alle im Cast einig und zeigen sich sehr bescheiden, wenn sie die Anstrengungen des Filmemachens mit dem alltäglichen Job der Sanitäter vergleichen: „Es machte mich nachdenklich. Wenn ich das Schauspielern in diesem Raum schon schwierig finde, kann ich mir kaum vorstellen, wie es für einen Rettungssanitäter ist, der dort jeden Tag seine Arbeit machen muss“, sagte Gyllenhaal anerkennend.

Das Team wurde aber nicht nur von medizinischem Personal unterstützt. Etliche Polizisten der LAPD, Feuerwehrmänner, Scharfschützen und Undercover Teams wurden von Michael Bay ans Set geholt, um das Spektakel mit handgemachten Effekten und der taktischen Verfolgungsjagd so realitätsnah wie möglich zu gestalten. Fahren durfte neben dem Stuntteam dann auch Yahya Abdul-Mateen II, sodass die Szene mit ihm am Steuer und Gyllenhaal aus dem Fenster gelehnt, verfolgt von mehreren Hubschraubern, tatsächlich so gedreht werden konnte. Der verriet dazu grinsend, dass Gyllenhaal (der sich selbst als „langsamer Fahrer, den man anhupen muss, um an ihm vorbeizukommen“ bezeichnet) zu ihm meinte, dass „er nicht so schnell fahren muss, es wird im Film schnell aussehen“ und am Ende oft gar nicht mehr schauspielern musste, weil er sich in den Situationen wirklich unwohl fühlte.

Es wurde gescherzt bei diesem sympathischen Filmgespräch, dann aber auch mit Herzblut von der Action und den temporeichen und sehr wenigen Drehtagen erzählt. In 38 Tagen gefilmt, statt mit 20 Einstellungen wie üblich wurden täglich bis zu 120 aufgenommen. Alles dank der Flexibilität und genauen Planung von Innen- und Außensets, dem ständigen Vor- und Zurückspringen im Drehbuch, der Antriebskraft und dem verrückten Versuch von Bay, zwei Szenen gleichzeitig zu drehen. Gyllenhaal erinnerte sich: „Es hat Spaß gemacht. Wir rannten als er (Bay) sagte : legt die Handys hin…jetz die Szene!…nehmt das Zeug mit!…und dann filmten wir die Szene“. Bay fügte hinzu, dass er von González mehrfach deswegen angeschrien wurde. Sie meinte dazu nur lachend: „Weil er verrückt ist. Er will zwei Szenen gleichzeitig drehen. Wir (Yahya und Eiza) heulen vorn im Wagen und im hinteren Teil reden sie (Bay und Gyllenhaal) über Vampire. Wirklich Jungs?!“.

Am Ende der knapp 40 Minuten wurde viel Lob ausgesprochen, viel gelacht und die „2000“ Jahre lange Actionfilmhistorie, wie Gyllenhaal scherzhaft einbrachte, ausgeleuchtet. Nachdem bereits im Anschluss an den Talk Foto- und Autogrammwünsche erfüllt wurden, nahmen sich die fünf auch am roten Teppich zur Freude von Journalisten und Fans abermals wahnsinnig viel Zeit für kurze Interviews und Selfies, bevor der Abend mit einer kurzen Bühnenpräsentation im Kino zu Ende ging: Ein Tag, so tempo- und ereignisreich wie das neue Actionspektakel „Ambulance“ selbst.

Hier geht’s zur ausführlichen Kritik zu „Ambulance“ !

Bilder: (c) filmpluskritik / Madeleine Eger