Publikationen

»Andererseits«

Magazin des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden
»›Andererseits‹ heißt unser Theatermagazin. Denn einerseits schöpfen wir als Theater aus den großen literarischen Stoffen, andererseits aber auch aus dem (Stadt-)Leben selbst. Deshalb wollen wir in unserem Magazin querschauen, Seitensprünge wagen, über Schultern blicken, sehen, was auf einem anderen Blatt steht – kurz gesagt: neue Perspektiven ermöglichen auf Wiesbaden, die Wiesbadenerinnen & Wiesbadener und unser Theater.« Uwe Eric Laufenberg (Intendant)
Laden Sie hier die bisher erschienen Ausgaben herunter! Das Magazin liegt außerdem an vielen Orten in der Region und natürlich im Großen und Kleinen Haus sowie in der Wartburg aus.
Andererseits N° 21: Guter Verrat ist teuer

Einerseits... ist die Sache mit dem Verrat – zumindest im Strafgesetzbuch – klar geregelt: Ein »Hochverrat« ist ein Verbrechen gegen den Bund (§81 StGB) oder gegen die Länder (§82 StGB) und wird mit lebenslanger Freiheitsstrafe oder mit Freiheitsstrafe nicht unter 10 Jahren bestraft. Unter »Hochverrat« versteht man den Verrat eines illegalen Geheimnisses an eine fremde Macht und/oder wenn jemand mit Gewalt die Bundesrepublik Deutschland zerstören will und/oder (dadurch) die Sicherheit des Staates gefährdet.

Doch nicht jede verräterische Tätigkeit wendet sich gegen das eigene Land. Wesentlich häufiger werden die eigene Familie, der:die Geliebte oder sogar die eigene Oma zum Opfer. Hier ist die Regelung der Bestrafung nicht so eindeutig, aber sicher ist: Im Gegensatz zur deutschen Justiz sieht die Moral hier keine Möglichkeit der Verjährung der Straftat vor. Im Gegenteil: Aus den guten alten Mafia-Filmen wissen wir, dass selten etwas tödlicher endet als Verrat. Und alles, was tödlich endet, ist bekanntlich ein toller Gegenstand für das Theater. Insofern lassen wir uns auf der Bühne jeden guten Verrat wirklich teuer sein. Auf geht’s!

Aus dem Vorwort von Marie Johannsen, Dramaturgin

Andererseits N° 20: Widerstand

Widerstand ist kein Wert an sich. In einer idealen Welt brauchte es sogar gar keinen Widerstand. Aber da unsere Welt weit davon entfernt ist, die beste aller Welten zu sein, kommen wir ganz ohne Widerstand nicht aus. Und auch die Kunst braucht das Widerständige, wenn sie nicht in ewigem Stillstand verharren will.

Ein wenig Futter über den Diskurs zu Kunst und Widerstand möchte Ihnen die aktuelle Ausgabe des Magazins mit auf den Weg geben. Möge es nicht der Weg des geringsten Widerstandes sein.

Aus dem Vorwort von Wolfgang Behrens, Dramaturg (gekürzt)

Andererseits N° 19 Freiheit

Der Begriff »Freiheit« ist in den letzten Jahren in so unterschiedlichen Kontexten aufgetaucht, dass er in manchen Fällen von der eigentlichen Lexikon-Definition abweicht: So forderten beispielsweise Querdenker die »Freiheit« vom »Maskenzwang« und die Bewegung #freethenipple die Freiheit, sich unzensiert barbusig zeigen zu dürfen. Neben der Freiheit für Nippel und Nasen fordern unterschiedliche Organisationen oder Einzelpersonen immer wieder u.  a. die Freiheit für die Liebe, die eigene Meinung, den Riesling, die Hauskatze oder – wie Richard David Precht es kompakt auf den Punkt bringt – die Freiheit für alle. Der Begriff »Freiheit« ist das unschlagbare Super­ Argument: Denn wer »Freiheit« fordert, der hat erst mal recht, so steht es ja auch im Grundgesetz. Doch was es eigentlich bedeutet, wirklich einen Verlust von Freiheit zu erleben, das verdrängen wir zwischen all den Forderungen gerne mal. Die Menschen in der Ukraine befinden sich derzeit weder in einem Zustand, in dem sie sich »nicht eingeschränkt fühlen«, noch haben sie die »Möglichkeit, sich frei und ungehindert zu bewegen«. Viel schlimmer noch: Die Menschen in der Ukraine müssen um ihre Existenz fürchten.

Aus dem Vorwort von Marie Johannsen, Dramaturgin (gekürzt)

Andererseits N° 18: Wortgewalten

Diese Ausgabe des »Andererseits« ist den »Wortgewalten« gewidmet – denn einerseits können Worte Gewalt ausüben, und auch von solchen wird in diesem Heft die Rede sein. Worte können aber ebenso einen gewaltigen Eindruck machen. Etwa solche, die von einer Bühne herab gesungen oder gesprochen werden und die bei den Menschen hängenbleiben – manchmal sogar für immer. Wir Heftmacher:innen haben einige dieser »Wortgewalten« im zweiten Sinne zusammengestellt, die zumindest wir nicht vergessen können.

Andererseits N° 17: Verwandlungen

»Wir alle spielen Theater« ist der ins Deutsche übersetzte Titel der Untersuchung »The Presentation of Self in Everyday Life« des kanadisch- amerikanischen Soziologen Erving Goffman. In diesem Standardwerk untersucht der Autor Formen der Selbstdarstellung, wie sie sich in alltäglichen Situationen und häufig unbewusst durch das Schlüpfen in verschiedene Rollen in der sozialen Interaktion entpuppt. Eine dezente Form von Schizophrenie könnte man meinen. Das Ich also doch als ein Anderer bzw. eine Andere oder gleich als ganz viele gar?

Da fragt man sich: Sind wir noch die Gleichen, die wir waren, bevor wir die Bühne betreten oder uns ins Parkett gesetzt haben? Oder hat die Verwandlung bereits eingesetzt, bevor wir in die Maske gegangen sind oder unsere Gehirne, pardon Mäntel, an der Garderobe abgegeben haben? Und verwandelt sich eine Schauspielerin oder ein Schauspieler auf die gleiche Weise wie eine Tänzerin oder ein Tänzer? Und wie sieht es in der Oper aus? Oder im Orchestergraben?
Fragen über Fragen, die sich vielleicht noch in Antworten verwandeln …

Aus dem Vorwort von Lucas Herrmann, Dramaturg (gekürzt)

Andererseits N° 16: Homestories

Wenn die letzten Monate etwas gezeigt haben, dann sicherlich eines: Der gesellschaftliche Konsens ist lange nicht so breit aufgestellt, wie wir es bislang vermutet hatten. An der Frage »Lockdown oder Lockerungen?« können Freundschaften zerschellen, politische sowieso. Und Streitfragen dieser Art setzen sich auf nahezu allen Ebenen fort: In welcher Reihenfolge sollen wir impfen? Und was wiegt schwerer, die Verletzung der Impfpriorisierung oder die Nichtnutzung von bereitstehenden Impfdosen? Verpflichten wir Schüler:innen und Arbeitnehmer:innen zu Coronatests? Ist der Datenschutz wichtiger als die Gesundheit, die Gesundheit aber wichtiger als die Kultur? Vertrauen wir auf bürgerliche Eigeninitiative oder auf die Politik? Auf Virolog:innen oder auf Gesellschaftswissenschaftler:innen?

Das Theater hat sicherlich keine Musterantworten auf diese Fragen. Aber auf seine ureigene Weise, extreme Konflikte spielerisch in Bewegung zu setzen, hätte es vielleicht auch in diesen Zeiten der einen oder dem anderen Geist und Herz öffnen können. Doch auch das Theater wurde ins künstlerische Homeoffice geschickt und durfte für sich hinfort ganz andere Fragen beantworten: Weiterproben oder nicht proben? Streamen oder nicht streamen? Maifestspiele oder keine Maifestspiele? Sein oder Nichtsein? (Wobei es für letztere Frage eigentlich schon immer zuständig war …)

Aus dem Vorwort von Wolfgang Behrens, Dramaturg (gekürzt)

Andererseits N° 15: Paarungen

Paarungen stecken im Theater oft schon im Titel, wie bei »Tristan und Isolde« und »Romeo und Julia«. Die Tragödie erzählt von verhinderten oder fatalen Paaren, während sich die Komödie auch gerne ums Sich-Paaren dreht. Wir haben die preisgekrönte Illustratorin Nadia Budde gebeten, sich in einem gezeichneten Leitartikel Gedanken um Paarungen und all ihre Konsequenzen zu machen. Es wurde offenbar, dass in ihrer Arbeit Bild und Wort vorzügliche Paare abgeben – und auch, dass es mit den alten Paargewohnheiten nicht weit her ist.

Welche Paarungen sich sonst noch bei uns tummeln, lesen Sie im neuen Andererseits No. 15.

Andererseits N° 14: Weibsbilder

»Who run the world? Girls.« (Beyoncé)
Nachdem sich das vorletzte Heft den »Mannsbildern« in allen Formen und Facetten gewidmet hat, wendet sich die aktuelle Ausgabe den »Weibsbildern« zu. In diesem »Frauenheft« geht es um Bühnentechnikerinnen, Diven, Heldinnen – kurz Frauen am Theater.

Andererseits N° 13: Ruhm

Dichter und Komponisten treten an, um sich ewigen Ruhm zu erwerben. Oder wie Schiller es sagt: »Das Gebild des Meißels, der Gesang des Dichters leben noch nach Jahrtausenden.« Wie aber verhält es sich mit denen, die diesem Gesang auf der Bühne Leben einhauchen?

Weil das Theater immer im Hier und Jetzt stattfindet, ist den Schauspielern – so sie sich nicht auf Zelluloid bannen lassen – im Vergleich zu anderen Künstlern nur ein geringer Nachruhm beschieden. In seinem Prolog zu »Wallenstein« (der in der zweiten Spielzeithälfte das Programm des Staatstheaters  bereichern wird) hat Friedrich Schiller das treffend auf den Punkt gebracht: »Dem Mimen flicht die Nachwelt keine Kränze«. Doch Schiller setzt fort (und das wird seltener zitiert), der Schauspieler müsse »den Augenblick, der sein ist, ganz erfüllen, muss seiner Mitwelt mächtig sich versichern und im Gefühl der Würdigsten und Besten ein lebend Denkmal sich erbaun«.

Aus dem Vorwort von Wolfgang Behrens, Dramaturg (gekürzt)

Andererseits N° 12: Mannsbilder

Pünktlich zum Weltfrauentag widmet sich die 12. Ausgabe mit einem Augenzwinkern dem Thema »Mannsbilder« – auf, hinter und vor der Bühne – und den Frauen, die am typischen »Mannsbild« rütteln.

Egal, ob als professionelle Fußballerin, Bankenchefin,Musikerin… Frauen betreten in jedem Arbeitsbereich eine Welt, die in der Vergangenheit von Männern geprägt wurde – und darauf aufbaute, dass diese Männer Frauen zu Hause hatten, die sie und die Kinder versorgten. Nun,da Frauen und Männer gleich gut ausgebildet sind und allen die gleichen Möglichkeiten offenstehen,funktioniert dieses alte Modell nicht mehr gut.

Aus dem Interview mit Sion Edwards, Dirigentin des »WIR 7«

Andererseits N° 11: Stimmenfang

»Das mit dem Wählen ist so eine Sache. Denkt man an ›die Wahl‹, fällt einem als Erstes die politische ein, und die lässt die wenigsten von uns ins Schwärmen geraten. Da ist es eher wie mit der jährlichen Zahnprophylaxe: Sie muss halt gemacht werden, aber Freude bringt sie nicht.
Aber die sprichwörtliche »Qual der Wahl« kann durchaus auch eine genussvolle sein, etwa wenn man zwischen zwei oder mehreren Veranstaltungen zu entscheiden hat, die man freiwillig und gerne besucht. Im Theater zum Beispiel! (...)
Lieber Oper oder lieber Schauspiel? Ist der Theaterbesuch unter der Woche besser oder am Wochenende? Kommt die Familie mit? Genießen Sie die Stimmung bei den Premieren? Fast alle Erwartungen können erfüllt werden – was man bei der politischen Wahl nicht sagen kann.«

Aus dem Vorwort von Anika Bárdos, Dramaturgin (gekürzt)

Andererseits N° 10: Schein

In N° 10 dreht sich alles um das Thema »Schein«. Passend dazu beleuchtet Wolfgang Behrens direkt zu Beginn die Person, die für Sein und Schein im Theater alle Hebel, Knöpfe und Tasten in der Hand hat: Andreas Frank, den Chef der Beleuchtung. »Im Theater können sich Tänzer, Sänger und Schauspieler noch so sehr abmühen: Wenn nicht der rechte (Licht-)Schein auf sie fällt, sind sie nichts. Die Beleuchter aber, durch welche die Arbeit der Künstler überhaupt erst sichtbar wird, operieren meist im Verborgenen.«

Aus dem Vorwort von Wolfgang Behrens, Schauspieldramaturg

Andererseits N° 09: Macht

»E.T. konnte übernatürliche Magie in seiner leuchtenden Fingerspitze bündeln. Für seine tägliche Arbeit braucht der normalsterbliche Dirigent meist den Taktstock. Wobei hier gleich einzuschränken wäre: Um das Schlagen des Takts geht es im Beruf des Dirigenten schon lange nicht mehr. Das Wort ›Dirigierstab‹ fasst schon eher die Aufgabe des Maestros: eine künstlerische ›directio‹, also Richtung vorzugeben. Sie zu formulieren und zu erreichen, war in den vergangenen zwei Jahrhunderten oft eine Frage der Machtausübung. Ob durch Stimm-Gewalt, hierarchische Gewalt oder gewaltiges Auftreten – Dirigent zu sein, bedeutete Durchsetzung. Man denke nur an die Schlüsselfigur des cholerischen Dirigententypus’, »Maestro molto furioso« Arturo Toscanini, der 2017 seinen 150. Geburtstag feiern würde. Oder an den berühmt-berüchtigten Sergiu Celibidache. ›Es gibt keinen anschaulicheren Ausdruck für Macht als die Tätigkeit des Dirigentens‹, spitzte Elias Canetti zu. Heute formuliert eine neue Dirigentengeneration ihr Berufsbild oft anders. Vom Diktator entwickelt sich ihr Selbstbild eher zum Katalysator; zum Initiator eines Prozesses, der das Orchester zu einem bestimmten Spiel befähigt. Erst durch gegenseitige Zusammenarbeit transportiert der Dirigent seine künstlerische Vorstellung.«

Aus dem Artikel »Die Macht in einem Stäbchen« von Dramatugin Katja Leclerc über Dirigentin Oksana Lyniv.

Andererseits N° 08: Glauben wir

»Wann schreitet der Schöpfer ein? Will er denn einschreiten, kann er es überhaupt? Welchen Plan verfolgt er mit uns Menschen? Sind wir vielleicht auch allein gelassen mit unserem Drang nach Allwissenheit? Religion und Glaube gehören zum Menschsein, und darum ist es auch für uns als Theater ein riesiger Bestandteil, sich diesen Fragen zu stellen. Tun wir dies. Mutig und ohne Befindlichkeiten. Nur so kommt man in einen Diskurs!«

Aus dem Vorwort von Maximilian Pulst, Schauspieler am Hessischen Staatstheater Wiesbaden (gekürzt)

Andererseits N° 07: Einzelgänger

»Es ist die alte Wahrheit: Ohne das Fremde existiert nicht das Eigene. Zusammen allein ist traurig, allein zusammen einfach nur deprimierend, wie die Pilger-Verklumpung auf dem Jakobsweg ahnen lässt. Bitte, bitte, denkt an Henry David Thoreau und seine Zeit im Wald: Er selbst gab verwundert zu, dass er dort mehr Besucher empfing, als je zuvor in der Stadt. Einsamkeit zieht die Meute an. Das bezeugt jedes im Massentourismus erstickte Fischerdörfchen nur zu resigniert.«

Aus dem Vorwort von Till Schröder, Redaktion »andererseits« (gekürzt)
Andererseits N° 06: Legenden

»1990 West-Wahlkampftour für die PDS, Konzerte in 20 Städten, auch in der hessischen Landeshauptstadt. Willy Wagner (Bassist bei »Shockheaded Peter«) und ich waren in der Band von Rio Reiser, nannten uns »die Schergen«, weil wir ja bezahlte Mucker waren, im Gegensatz zu den »Scherben«. Die waren richtige Hausbesetzer, konnten aber nicht so gut spielen – meinten jedenfalls wir.«

»Mit Hape Kerkeling war ich in der Rhein-Main-Halle. Da fällt mir natürlich der Name Heinz Schenk ein, ein Wiesbadener Original. Hape und Marlene Jaschke hatten einen gemeinsamen Manager, Amo Müller, ein Füllhorn an Geschichten aus der Unterhaltungsbranche: Fahrer bei Zarah Leander, Tour mit Heinz Erhard und eben Heinz Schenk. Wohl ein schwieriger Charakter: »Herr Miller, so kann isch nischt arbeide«. Hape hatte Heinz in seinem Film »Kein Pardon« dabei, da spielte er quasi sich selbst. Und im Laufe der fünf Jahre, die ich mit Hape getourt bin, mutierte dieser zu Heinz Schenk und die ganze Tourneetruppe sprach nur noch Hessisch – ein schwieriger Dialekt…«

Aus dem Vorwort von Volker Griepenstroh, Musikalische Leitung in »Shockheaded Peter« (gekürzt)
Andererseits N° 05: Mut

»Es ist Anfang Oktober, frisch, aber sonnig am Genfer See und ich laufe beim Lausanner Marathon mit. Kilometer 26 ist kurz vor mir. Der Lausanner Marathon ist keine Massenveranstaltung und spätestens ab Kilometer 21 bist du so allein, wie man nur beim Laufen allein sein kann. Der Körper gibt klare Signale, dass er nicht mehr will. Es geht durch Weinberge ständig bergauf und bergab. In der Ferne sehe ich eine junge Frau auf einer Hügelspitze sitzen. Sie spielt Chansons auf einem Schifferklavier. Ich werde langsamer und schaue ihr direkt ins Gesicht und sie sagt einfach nur: Courage, Courage, Courage. Und es ist einer dieser Momente, der dich den Rest deines Lebens nicht mehr in Ruhe lässt.«

»Mein Leben ist eine einzige Berg- und Talfahrt und nicht selten bin ich mutlos. Doch da gibt es immer diese eine Frauenstimme, die mir Courage zuruft. Das Leben ist nichts für Feiglinge und ich wünsche jedem ein Stück mehr Mut, Tag für Tag. Und unserem Hessischen Staatstheater Wiesbaden rufe ich gern zu: noch mehr Mut: Ihr könnt das!«

Aus dem Vorwort von Holger Schwedler, Betreiber der Wingert Vinothek (gekürzt)
Andererseits №04: Fremde

»Das Theater ist ein pulsierender Beweis für die Diversität und den Reichtum, den Ausländer in ein Land bringen können. An dem Wort »Ausländer« hängen zahlreiche Bedeutungen, gerade jetzt, wo tausende Menschen in Deutschland willkommen geheißen werden, die von »außen« kommen, auf der Suche nach Schutz und besseren Lebensbedingungen.«

»Was bedeutet denn Heimat für einen Ausländer? Vor sechs Jahren wurde ich Ausländerin. Die Wahrheit ist, dass ich mich auch hier zuhause fühle. Als wäre ich heimisch in zwei sehr unterschiedlichen Welten. Selbst der oder die Abenteuerlustigste von uns sehnt sich nach Geborgenheit und Vertrautheit. Innerhalb der letzten Jahre, in denen ich fern von Puerto Rico gelebt habe, habe ich mir ein Zuhause in verschiedenen kleinen Wohnungen geschaffen. Ganz nach dem Sprichwort »home is where the heart is« glaube ich, dass zuhause dort ist, wo das Herz seinen Rhythmus findet. Unterschiedliche Orte, unterschiedliche Rhythmen, aber dasselbe Instrument. Tanzen hat mich mit Sinn erfüllt.«

Aus dem Vorwort von Claudia Ortiz Arraiza, Tänzerin im Hessischen Staatsballett (gekürzt)
Andererseits №03: Familie

»Ersehnter Rückzugsort häuslicher Gemeinschaft und vorbehaltloser Liebe, Keimzelle neurotischer Störungen und dysfunktionaler Beziehungen oder sogar ein Ort des Schreckens und der Gewalt. Alles Gesellschaftliche findet hier, im Privatesten, seinen Anfang und kehrt in seinen Auswirkungen unweigerlich dorthin zurück.« So wird Familie im aktuellen Spielzeitheft beschrieben. Auch in der dritten Ausgabe des Magazins »Andererseits« steht die Familie im Mittelpunkt. Dabei geht es nicht nur um die Stücke der Schauspielsparte, die vom Thema Familie ausgehend einen spannenden Spielplan vorweisen kann, sondern auch um Oper für die ganze Familie (»Hänsel und Gretel«), die sich täuschend ähnlich sehenden jungen Darstellerinnen aus »Das doppelte Lottchen« und die Showfamilie der Geschwister Pfister, die im Interview vom gemeinsamen Tourleben berichten. Mit dabei sind natürlich auch wieder ungewöhnliche Einblicke ins Theaterleben, Fotostrecken und jede Menge mehr.
Andererseits №02: Lebensmittel

»›Brot und Rosen‹ – diesen Slogan prägte 1911 eine amerikanische Gewerkschafterin: arbeitende Frauen, sagte Rose (!) Schneiderman, brauchten nicht nur Brot, sie brauchten auch Rosen – das heißt: Schönheit. Musik, Theater, Literatur, Bilder – das ist Schönheit, auch wenn uns nicht immer alles gleich gut gefällt. Denken wir es aber weg, wird die Welt trostlos. Unsere Wurzeln sind dort, wo der Mensch malt, schreibt, singt, auf der Flöte spielt. Kunst ist, wie alles in der Welt des Hammers, zum Kommerzobjekt geworden, sie soll sich auszahlen. Aber jeder Einzelne sollte bedenken: Für mich persönlich ist Kunst nicht Handelsware, sondern Lebensmittel. Und wenn wir alle so damit umgehen und unsere Theater, Opernhäuser, Museen nicht leer werden lassen, dann haben wir beides: Brot und Rosen.«

Elke Heidenreich (Vorwort)
Anderseits №01: Träume

Das erste Heft ist den Träumen gewidmet – und natürlich ihrer Kehrseite: den Ängsten. Inspiriert vom Motto des Schauspiels in der Spielzeit 2014.2015 »Die Träume der Armen und Reichen« haben wir uns auf Spurensuche begeben.