Die Übertragungen kamen meist nachts. Wenn das Viertel schlief und draußen der Regen von den Dächern tropfte, irgendwo im Hintergrund hupte noch der Verkehr von Kenias Hauptstadt Nairobi. Verrauscht klang dann 40, 50 Jahre alter Hardrock aus dem Radio: Black Sabbath, Led Zeppelin, Motörhead, solche Sachen. Ohne Moderation, ohne Werbung, nonstop. "Ein Geisterradiosender", sagt Martin Kanja, er bekomme heute noch Gänsehaut, wenn er an ihn denke. Irgendwann sei die Station einfach verstummt.

Aber die Sendungen aus dem Nichts hinterließen Spuren: Sie haben dafür gesorgt, dass sich der Kenianer Kanja in den avantgardistischen Death-Metal-Sänger Lord Spikeheart verwandelt hat. Der beschwört jetzt auf seinem Solodebütalbum The Adept mit einer Stimme, die zugleich abgrundtief grollen und wie besessen keifen kann, die erfrischende Energie des Chaos. Die Lieder dazu mischen Gitarrengeschredder, Gabber-Techno, nihilistische Trap-Beats und hyperschnelle Drumgewitter. Ein Best-of vom Finstersten, und zwar aus Ostafrika.